Dienstag, 16. Dezember 2008

C-, WM- und PhD-Notizen

Um meine werten Leserinnen und Leser noch weiter zu überraschen, schreibe ich doch einfach noch ein paar Notizen der letzten Tage nieder.

Zuerst zum Weihnachtsmarkt: ich bedanke mich für Euer Mitleid, kann aber berichten, dass ich es gewagt habe, an einem anderen Stand eine weitere Wurst zu essen und die war tatsächlich besser. Zwar nicht überragend gut, aber doch immerhin akzeptabel. Das hat mich dann kühn werden lassen und ich habe weiter Glühwein und Apfelstrudel getestet. Beides gut, wobei es zu letzterem kein Eis, sondern Vanillesoße gab (also Custard, so eine Art Pudding), was die Wertung natürlich verschlechtert.

Bemerkenswert ist, dass der Weihnachtsmarkt zu einem großen Teil (man schätzt, ungefähr zur Hälfte) in deutscher Hand ist. Allerdings steht das Ganze unter britischen Auflagen und Sperrstunde, d.h. kein Alkohol außerhalb des umzäunten Platzes und Punkt neun Uhr ist Feierabend.

Dann kann ich noch berichten, dass der PhD-Comics Mensch in Echt tatsächlich ziemlich witzig ist, das war nämlich eine Art Weihnachtsvorlesung gestern. Eher enttäuschenderweise hatte sein amüsanter Vortrag auch sowas wie eine Moral, die an sich wiederum kaum enttäuschend war: Aufschieben ist anders als Faulheit und in Ordnung.

Ich bin nur gespannt, ob ich der Entstehung eines weiteren Comics beiwohnen durfte und verkünde hier exklusiv, dass er sich die Worte "thesis envy" (Dissertationsneid) und den Satz "The grass is always greener on the other side of defense" (Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite der Verteidigung) notiert hat.

Achja, Häppchen gab es auch: Wein und Mince Pies, also kleine bröselige Backwaren mit - äh - Füllung, besser nicht fragen was es genau war.

Weitere Neuigkeiten: das Ergebnis des Referendums über die City-Maut ist deutlich. 80% haben dagegen gestimmt, aber wie bereits erwähnt, bin ich als linker Bayer gewohnt, dass meine Stimme zu einer deutlichen Minderheit zählt.

Also werde ich wohl auch die nächsten Jahre mit dem Bus zum Flughafen fahren müssen, denn was mit der geplanten Straßenbahnlinie dorthin passiert, weiß man noch nicht. Das werde ich nachher auch tun und wünsche daher schonmal Frohe Weihnachten oder so, falls ich es nicht schaffe, das derzeitige Tempo aufrecht zu erhalten.

Samstag, 6. Dezember 2008

Nikolaus-Tag

Nachdem ja nun auch schon wieder Nikolaustag ist und Weihnachten auch objektiv gesehen vor der Tür steht, habe ich mich heute auf den Weihnachtsmarkt in Manchester gewagt. Ja richtig, sowas gibt's hier, sogar in mehreren Teilen: der deutsche, der europäische und der Welt-Weihnachtsmarkt.

Was soll man groß sagen? Ein Weihnachtsmarkt mit allem, was dazu gehört, nur den Glühweinstand mit den furchtbaren Apres-Ski-Schlagern habe ich nicht gefunden. Ansonsten: gebrannte Mandeln schmecken auch nicht anders als gewohnt, genauso die Schokofrüchte am Stand "Bayrische Süßigkeiten", wo man mich dann gleich fragte, ob ich aus Deutschland bin. Vielleicht bin ich etwas zu zielstrebig zu den typischen Dingen und man hat mir meine Erfahrung angemerkt?

Der Reinfall was allerdings die "Bratwurst" - man hätte es ja ahnen können. Die Engländer können ja bekanntlich weder Würstchen noch Brötchen, der Genuss von fettigem fleischlosen ersteren in labberig trocken weichem letzteren hielt sich in engen Grenzen. Ob ich es nochmal probiere, an einem Stand der explizit deutsche Bratwurst verkauft, weiß ich nicht.

Ich muß allerdings tatsächlich nochmal zurück, denn wie meine Weihnachtsmarkt-Veteranen sicherlich gemerkt haben: ich habe den Glühwein vergessen. Das heißt, nicht vergessen, sondern zu faul gewesen, ewig anzustehen, denn es ist schließlich ein Weihnachtsmarkt, da gehe nicht nur ich hin, und wo es Alkohol gibt, sind Massen von Engländern nicht weit. Immerhin gibt es "Nürnberger Christkindlesmarkt"-Glühwein wie man ihn von Aldi kennt und Tassen werden auch verkauft - die muss ich unbedingt meiner Sammlung hinzufügen.

Wie die Bilder zeigen: auch Dekoration gibt es. Eislaufen kann man auch, genauso wie auf einem Reifen einen künstlichen Berg mit Schnee runterrutschen. Letztlich also ein Weihnachtsmarkt wie ich ihn auch aus Deutschland nicht vermisse. Glühwein, oder Glögg, gibt's schließlich auch bei IKEA.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

C-Wahl

EU ist toll! Auch wenn die Briten sich ja manchmal gegen diese Einrichtung wehren, habe ich heute doch zum ersten Mal von meinem Wahlrecht Gebrauch gemacht.

Da man hier in England seinen Wohnsitz nicht anmelden muss und die sich bis jetzt erfolgreich gegen die Einführung von Personalausweisen gewehrt haben, gibt es hier diverse Parallelstrukturen.Also bekamen wir vor einiger Zeit einen Brief, in dem man angeben sollte, wer in dem Haus wohnt und welche Nationalität diese Leute haben. Nun stand ich also im Wählerverzeichnis, von dem es interessanterweise zwei Versionen gibt: eine originale und eine bearbeitete. Erstere wird für die Wahlen verwendet und da man darüber Adressen verifizieren kann, hat das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit meine Kreditwürdigkeit gesteigert. Die bearbeitete Version wird an Adresshändler verscherbelt, glücklicherweise kann man das mit einem Häkchen in der richtigen Spalte verhindern.

Nun kam also ein Brief und ich darf über die "Transport Innovation Fund Proposals" (Verkehrswesensneuerungsfondsvorschläge, hach wie ich solche Worte vermisse) abstimmen.



Im Prinzip wollen die hier wie in London eine City-Maut einführen, mit dem Unterschied, dass es zum einen etwas billiger ist, die Zone aber die weltgrößte sein soll. Das Ding dürfte Fläche und Einwohnerzahl von Stuttgart haben, innendrin gibt es nochmal eine kleinere Zone, für die man extra zahlen muss.

Falls jemand vorhat, mich mit dem Auto zu besuchen (ich werde im inneren Ring wohnen), kann ich Euch beruhigen. Die Maut gilt stadteinwärts nur von 7-9.30 Uhr (Untersteht Euch, zu dieser Zeit zu kommen!) und stadtauswärts von 16-18.30 Uhr (Ihr wollt doch nicht jetzt schon gehen?). Außerdem zahlt man nur, wenn man einen der beiden Ringe tatsächlich überschreitet, es gibt diverse Ausnahmeregelungen und in Kraft tritt das frühestens 2013 und auch dann nur wenn 80% der Verbesserungen umgesetzt worden sind, die die Maut finanzieren soll.

Die Verbesserungen klingen im Vergleich zu dieser etwas dubiosen Maut-Regelung dann ziemlich sinnvoll. Mehr Busse, bessere Busse, einheitliche Tickets (ja, das zählt hier als ein innovatives Konzept!) und Ausbau des ziemlich dürftigen Straßenbahnnetzes, das dann in mehr als drei Richtungen geht. Ein Extrem-GMPTEing würde dann aber trotzdem noch nicht sehr spannend.

Naja, mal ankreuzen und wegschicken, vielleicht wird das was. Mein Kreuz bei der letztes Wahl hat immerhin die CSU um die absolute Mehrheit gebracht. Dafür musste ich zwar ca. zehn Jahre lang wählen gehen, aber vielleicht wird meine Meinung hier ja schneller erhört.