Dienstag, 16. Dezember 2008

C-, WM- und PhD-Notizen

Um meine werten Leserinnen und Leser noch weiter zu überraschen, schreibe ich doch einfach noch ein paar Notizen der letzten Tage nieder.

Zuerst zum Weihnachtsmarkt: ich bedanke mich für Euer Mitleid, kann aber berichten, dass ich es gewagt habe, an einem anderen Stand eine weitere Wurst zu essen und die war tatsächlich besser. Zwar nicht überragend gut, aber doch immerhin akzeptabel. Das hat mich dann kühn werden lassen und ich habe weiter Glühwein und Apfelstrudel getestet. Beides gut, wobei es zu letzterem kein Eis, sondern Vanillesoße gab (also Custard, so eine Art Pudding), was die Wertung natürlich verschlechtert.

Bemerkenswert ist, dass der Weihnachtsmarkt zu einem großen Teil (man schätzt, ungefähr zur Hälfte) in deutscher Hand ist. Allerdings steht das Ganze unter britischen Auflagen und Sperrstunde, d.h. kein Alkohol außerhalb des umzäunten Platzes und Punkt neun Uhr ist Feierabend.

Dann kann ich noch berichten, dass der PhD-Comics Mensch in Echt tatsächlich ziemlich witzig ist, das war nämlich eine Art Weihnachtsvorlesung gestern. Eher enttäuschenderweise hatte sein amüsanter Vortrag auch sowas wie eine Moral, die an sich wiederum kaum enttäuschend war: Aufschieben ist anders als Faulheit und in Ordnung.

Ich bin nur gespannt, ob ich der Entstehung eines weiteren Comics beiwohnen durfte und verkünde hier exklusiv, dass er sich die Worte "thesis envy" (Dissertationsneid) und den Satz "The grass is always greener on the other side of defense" (Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite der Verteidigung) notiert hat.

Achja, Häppchen gab es auch: Wein und Mince Pies, also kleine bröselige Backwaren mit - äh - Füllung, besser nicht fragen was es genau war.

Weitere Neuigkeiten: das Ergebnis des Referendums über die City-Maut ist deutlich. 80% haben dagegen gestimmt, aber wie bereits erwähnt, bin ich als linker Bayer gewohnt, dass meine Stimme zu einer deutlichen Minderheit zählt.

Also werde ich wohl auch die nächsten Jahre mit dem Bus zum Flughafen fahren müssen, denn was mit der geplanten Straßenbahnlinie dorthin passiert, weiß man noch nicht. Das werde ich nachher auch tun und wünsche daher schonmal Frohe Weihnachten oder so, falls ich es nicht schaffe, das derzeitige Tempo aufrecht zu erhalten.

Samstag, 6. Dezember 2008

Nikolaus-Tag

Nachdem ja nun auch schon wieder Nikolaustag ist und Weihnachten auch objektiv gesehen vor der Tür steht, habe ich mich heute auf den Weihnachtsmarkt in Manchester gewagt. Ja richtig, sowas gibt's hier, sogar in mehreren Teilen: der deutsche, der europäische und der Welt-Weihnachtsmarkt.

Was soll man groß sagen? Ein Weihnachtsmarkt mit allem, was dazu gehört, nur den Glühweinstand mit den furchtbaren Apres-Ski-Schlagern habe ich nicht gefunden. Ansonsten: gebrannte Mandeln schmecken auch nicht anders als gewohnt, genauso die Schokofrüchte am Stand "Bayrische Süßigkeiten", wo man mich dann gleich fragte, ob ich aus Deutschland bin. Vielleicht bin ich etwas zu zielstrebig zu den typischen Dingen und man hat mir meine Erfahrung angemerkt?

Der Reinfall was allerdings die "Bratwurst" - man hätte es ja ahnen können. Die Engländer können ja bekanntlich weder Würstchen noch Brötchen, der Genuss von fettigem fleischlosen ersteren in labberig trocken weichem letzteren hielt sich in engen Grenzen. Ob ich es nochmal probiere, an einem Stand der explizit deutsche Bratwurst verkauft, weiß ich nicht.

Ich muß allerdings tatsächlich nochmal zurück, denn wie meine Weihnachtsmarkt-Veteranen sicherlich gemerkt haben: ich habe den Glühwein vergessen. Das heißt, nicht vergessen, sondern zu faul gewesen, ewig anzustehen, denn es ist schließlich ein Weihnachtsmarkt, da gehe nicht nur ich hin, und wo es Alkohol gibt, sind Massen von Engländern nicht weit. Immerhin gibt es "Nürnberger Christkindlesmarkt"-Glühwein wie man ihn von Aldi kennt und Tassen werden auch verkauft - die muss ich unbedingt meiner Sammlung hinzufügen.

Wie die Bilder zeigen: auch Dekoration gibt es. Eislaufen kann man auch, genauso wie auf einem Reifen einen künstlichen Berg mit Schnee runterrutschen. Letztlich also ein Weihnachtsmarkt wie ich ihn auch aus Deutschland nicht vermisse. Glühwein, oder Glögg, gibt's schließlich auch bei IKEA.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

C-Wahl

EU ist toll! Auch wenn die Briten sich ja manchmal gegen diese Einrichtung wehren, habe ich heute doch zum ersten Mal von meinem Wahlrecht Gebrauch gemacht.

Da man hier in England seinen Wohnsitz nicht anmelden muss und die sich bis jetzt erfolgreich gegen die Einführung von Personalausweisen gewehrt haben, gibt es hier diverse Parallelstrukturen.Also bekamen wir vor einiger Zeit einen Brief, in dem man angeben sollte, wer in dem Haus wohnt und welche Nationalität diese Leute haben. Nun stand ich also im Wählerverzeichnis, von dem es interessanterweise zwei Versionen gibt: eine originale und eine bearbeitete. Erstere wird für die Wahlen verwendet und da man darüber Adressen verifizieren kann, hat das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit meine Kreditwürdigkeit gesteigert. Die bearbeitete Version wird an Adresshändler verscherbelt, glücklicherweise kann man das mit einem Häkchen in der richtigen Spalte verhindern.

Nun kam also ein Brief und ich darf über die "Transport Innovation Fund Proposals" (Verkehrswesensneuerungsfondsvorschläge, hach wie ich solche Worte vermisse) abstimmen.



Im Prinzip wollen die hier wie in London eine City-Maut einführen, mit dem Unterschied, dass es zum einen etwas billiger ist, die Zone aber die weltgrößte sein soll. Das Ding dürfte Fläche und Einwohnerzahl von Stuttgart haben, innendrin gibt es nochmal eine kleinere Zone, für die man extra zahlen muss.

Falls jemand vorhat, mich mit dem Auto zu besuchen (ich werde im inneren Ring wohnen), kann ich Euch beruhigen. Die Maut gilt stadteinwärts nur von 7-9.30 Uhr (Untersteht Euch, zu dieser Zeit zu kommen!) und stadtauswärts von 16-18.30 Uhr (Ihr wollt doch nicht jetzt schon gehen?). Außerdem zahlt man nur, wenn man einen der beiden Ringe tatsächlich überschreitet, es gibt diverse Ausnahmeregelungen und in Kraft tritt das frühestens 2013 und auch dann nur wenn 80% der Verbesserungen umgesetzt worden sind, die die Maut finanzieren soll.

Die Verbesserungen klingen im Vergleich zu dieser etwas dubiosen Maut-Regelung dann ziemlich sinnvoll. Mehr Busse, bessere Busse, einheitliche Tickets (ja, das zählt hier als ein innovatives Konzept!) und Ausbau des ziemlich dürftigen Straßenbahnnetzes, das dann in mehr als drei Richtungen geht. Ein Extrem-GMPTEing würde dann aber trotzdem noch nicht sehr spannend.

Naja, mal ankreuzen und wegschicken, vielleicht wird das was. Mein Kreuz bei der letztes Wahl hat immerhin die CSU um die absolute Mehrheit gebracht. Dafür musste ich zwar ca. zehn Jahre lang wählen gehen, aber vielleicht wird meine Meinung hier ja schneller erhört.

Donnerstag, 18. September 2008

Schon wieder zwei Monate

Schon wieder zwei Monate vorbei, dabei hatte ich ja eigentlich versprochen, öfter zu schreiben. Ich bitte um Verzeihung und halte mich dafür dieses Mal mit einem ähnlichen Versprechen zurück. Das heißt natürlich mitnichten, dass ich nicht mehr schreiben würde, oder dass es nichts zu berichten gäbe. Auch an Ermunterung seitens meiner werten Leserinnen und Leser fehlte es nicht. Im Gegenteil, ich werde weiterhin schreiben und hoffe, dass es auch weiterhin lesenswert bleibt.

Für heute beschränke ich mich mal wieder darauf, ein paar Bilder abzuladen, die natürlich wie immer nicht unkommentiert sind. Auslandsbilder sind auch dieses Mal wieder dabei, denn mit Wales habe ich ein weiteres Land des Vereinigten Königreichs besucht. Es gibt also einige weitere Pins auf meiner Karte.

Beginnen wir also mit Llandudno, Wales. Ein hübsches Seebad, komplett mit Pier wie es sich in Großbritannien gehört. Das besondere an Llandudno ist neben dem Namen der Berg direkt am Meer, von dem man einen netten Blick auf die Bucht hat und mit der längsten Seilbahn der Insel wieder runterfahren kann.

Llandudno


Dann war ich in York, das keine Hochhäuser hat, dafür aber ein Münster, das in einer Kategorie das größte ist – ich glaube, die Formulierung war irgendetwas mit Kirche einer bestimmten Konfession nördlich der Alpen. Eine Mauer gibt es auch, die geht aber um die Stadt herum und es ist kein einziges Graffiti zu sehen.

York


Ein weiteres Ereignis war die Manchester Pride Parade, nicht am Christopher Street Day, sondern mitten im "Sommer" (es hat tatsächlich nicht geregnet). Nett anzuschauen und ein bisschen wie Faschingsumzug nur ohne Kamellen und in rosa.

Machester Pride Parade


Ein paar Bilder aus Buxton, einem kleinen Städtchen am Rande des Peak Districts habe ich auch noch. Interessant hier das sehr nett restaurierte Opernhaus – etwas, das man in einem solchen Kurort nicht erwartet und schon gar nicht so barock. Kunstgeschichtler mögen mich jetzt steinigen, weil das ganz und gar nicht die Epoche ist, aber es ist innen hübsch verschnörkelt mit Fresken und Engeln.

Buxton


Zum Schluss hätte ich dann noch den bisherigen Höhepunkt: Lake District. Mit Abstand die schönste Gegend in England, ein bisschen wie Schweiz in klein, also Berge und Seen. Sehr viel grün und romantisch, was auch einige Schriftsteller angezogen hat. Ich bin dann auch zum ersten Mal hier Auto gefahren, was am Ende doch weniger nervenaufreibend war als ich vermutet hätte. Die Engländer fahren bekanntlich auf der falschen Straßenseite - glücklicherweise machen das alle, so dass das das geringere Problem ist. Interessant wird es dadurch, dass die Straßen eng sind, dass es schon Donnerstags an manchen Stellen fast überlaufen ist und dass man hier keine Weidezäune baut, sondern gleich Mauern, am besten direkt neben der Straße. Trotzdem haben ich und das Auto es ohne Kratzer überlebt und ich habe viele hübsche Bilder mitgebracht und das Ziel, da nochmal hinzumüssen.

Lake District


Das sei dann aber ein Thema für eines der nächsten Male. Ich will wie gesagt nichts versprechen, aber vielleicht schaffe ich es ja, demnächst etwas zeitnaher zu bloggen.

Ein kleines Postskriptum hätte ich auch noch, inzwischen habe ich nämlich eine gut geübte Stadtführung durch Manchester. Dank an meine Besucherinnen und Besucher, die mir beim Testen geholfen haben, Testpersonen für weitere Verfeinerungen sind jederzeit willkommen.

Montag, 7. Juli 2008

Long time, no blog

Ich habe ja wirklich lange nichts von mir hören lassen, aber ich war mal wieder entweder zu faul oder zu beschäftigt, um etwas zu schreiben. Deswegen lade ich hier einfach eine Menge Bilder und ein bisschen Text ab, bitte meine geduldigen Leserinnen und Leser vielmals um Entschuldigung und verspreche, zukünftig wieder etwas zeitnaher und ausführlicher zu bloggen.

Das Wichtigste also zuerst: ich bin umgezogen, und zwar in ein schnuckeliges Haus mit Garten und drei anderen Computer Science PhDs. Alle Eure Urlaubspostkarten sendet ihr jetzt bitte an 3 Hadfield Close, Manchester M14 5LY, United Kingdom. Oder eben an die Uni-Adresse rechts nebenan. Besucher zur Ablenkung sind an ersterer Adresse natürlich jederzeit willkommen und jetzt habe ich sogar noch mehr Platz für Euch.

Ansonsten läuft hier alles wie gehabt. Ich bin ein bisschen in England unterwegs gewesen und habe mir unter anderem Liverpool angeschaut. Das ist dieses Jahr besonders interessant, weil die Kulturhauptstadt sind, also das richtig gemacht haben, was Karlsruhe falsch gemacht hat.

Das erste Mal Liverpool war ein Nachmittag mit dem üblichen Sightseeing, das man dort gemacht haben muss, Bilder habe ich natürlich auch davon. Das beinhaltet die beiden Kathedralen (~1900 und ~1970 fertig gestellt), das Albert Dock und natürlich das Cavern Quarter, wo die Beatles ihren ersten Auftritt hatten.

Das zweite Mal ein paar Wochen später bin ich mit 10.000 anderen Leuten durch einen Straßentunnel unter dem Mersey gelaufen, der dafür gesperrt war. Zurück ging es mit einem Oldtimer-Bus und der Fähre. Danach nochmal die gleiche Tour wie beim ersten Mal, da meine Begleitung das noch nicht gesehen hatte und in der Mehrzahl war.

Dann war ich in Blackpool, einem - also eigenlich dem berühmtesten - Strandbad nördlich von Liverpool. Das hat schon bessere Tage gesehen und war alles etwas abgerissen und kitschig, muss man aber trotzdem mal gesehen haben.

Was ganz anderes war dann ein kurzer Abstecher nach Amsterdam, das sehr hübsch ist und auch viel besseres Wetter hat. Da war ich dann ein drittes Mal in Liverpool, aber nur auf dem Flughafen.

Dann gab es noch so Kleinigkeiten wie das Ruderrennen zwischen den Universitäten Salford und Manchester (6-1 für Manchester).

Also schaut Euch die Bilder an und akzeptiert meine Entschuldigung und mein Versprechen, hier öfter mal wieder zu schreiben.

Freitag, 18. April 2008

Auslandsreise

Ich habe es letztes Wochenende geschafft, das erste Mal ins benachbarte Ausland zu verreisen. Genauer gesagt nach Edinburgh, der Hauptstadt von Schottland. Große Unterschiede gibt es auf den ersten Blick keine, die fahren auch auf der falschen Straßenseite, die Geldscheine sehen fast gleich aus (steht aber Bank of Scotland drauf) und das Wetter ist auch nicht besser.


Der erste Kontakt mit Einheimischen dann in der Fußgängerzone: kaum hatten wir den Reiseführer aufgeschlagen, um herauszufinden, wo man denn etwas zu Essen finden kann, bietet uns eine Frau mit eindeutig schottischem Akzent, aber trotzdem verständlich, Hilfe an. Ihr Tipp war der unterirdische Food Court eines Einkaufszentrums, wo es nur Sandwiches und Fast Food gab. Also die nächste Erkenntnis: kulinarisch sind die Schotten auch nicht besser.

Wenn man von schottischem Essen spricht, muss man natürlich auch Haggis erwähnen. Die Beschreibung (von einer weiteren Einheimischen) klingt wenig appetitlich: man nimmt ein Schaf, gibt das Fleisch jemand anderem, mischt den Rest mit Hafermehl, Zwiebeln und Gewürzen, stopft es in den Schafsmagen und kocht es. Dazu gibt's "neeps and tatties", also Steckrüben und Kartoffelbrei. Das fertige Gericht sieht aber bedeutend appetitlicher aus und das Haggis selbst schmeckt bratwurst-ähnlich, also durchaus akzeptabel. Mehr als akzeptabel ist übrigens schottischer Whisky (man beachte das fehlende e, das wäre dann irischer Whiskey).


Abgesehen von Fressen und Saufen ist Edinburgh eine äußerst hübsche Stadt. Die Haupt-Sehenswürdigkeit ist die Burg auf einem Berg in der Mitte, die aus irgendwelchen Gründen an diesem Wochenende freien Eintritt (sonst £8-£11, also 10-14€) bot, mit entsprechend langem, aber britisch-diszipliniertem, Schlangestehen. Der Rest der Altstadt ist sehr kompakt, hügelig, mit Brücken über tiefer gelegene Straßen. Es gibt auch noch eine New Town (neu heißt hier 200 Jahre), die etwas regelmäßiger und "amerikanischer" angelegt ist. Alles sehr hübsch und wenn man sich umschaut, ist es klar, dass Joanne K. Rowling hier lebt und Harry Potter und Hogwarts erfunden hat.

Eine weitere Empfehlung für Abendgestaltung in Edinburgh: eine Ghost Tour. Die gibt es wohl in verschieden ernsten Varianten, also mit Erschrecken und mit Touren durch Gänge unterhalb der Stadt. Unsere Tour war eine eher lockere Wanderung ohne Erschrecken und übertriebene Dramatik, dafür aber mit einer kompetenten Führerin, die viele nette und einer solchen Tour angemessene Geschichten über Edinburgh zu erzählen wusste.


Also: sehr empfehlenswert und auch der Weg von Manchester nach Edinburgh führt durch hübsche Landschaften, die für sich genommen sicher einen Abstecher wert sind. Doch seien das für heute genug der Worte, hier sind meine Bilder.

Sonntag, 6. April 2008

Vom Einwohner zum Tourist

Ich sollte öfter Besuch bekommen (ja, das ist eine Aufforderung). Dann kann ich nämlich meine geheimen Fähigkeiten als Touristenführer auspacken und sehe selbt neue Dinge hier in Manchester wie an diesem Wochenende.

Deswegen nun als Referenz zwei Nachmittagstouren. Am ersten Nachmittag durch die Innenstadt mit den Stationen Chetham's Library mit Probesitzen auf dem Lieblingsplatz von Marx und Engels in der kleinen aber sehr hübschen Bibliothek, die so schön nach den alten Büchern riecht, die dort in den Regalen stehen. Dann weiter zur nächsten Bibliothek, der John Rylands Library, gebaut erst um 1900, aber trotzdem gotisch, sieht fast wie eine Kirche aus und ist innen sehr sehenswert. Als Kontrast dann eine echte Kirche, die Kathedrale von Manchester, und der gläserne Klotz des Beetham Towers, in dem das Hilton Hotel ist, von dessen Cafe Cloud 23 im Stockwerk mit derselben Nummer man einen ganz netten Bilck hat. Man darf die Karte, die man gereicht bekommt, auch wieder zurückgeben, ohne etwas konsumiert zu haben. Dann noch eine Runde entlang der Kanäle in Castlefield. Diese Tour bekommen meine nächsten Besucher übrigens nochmal, denn ich Trottel habe meine Kamera daheim liegen gelassen und kann nur Bilder einer Handy-Kamera anbieten.


Der nächste Nachmittag dann Salford Quays, ein Ex-Hafenviertel, wo intensiv neu gebaut wird. Dort steht auch das Imperial War Museum North, das wie erwartet Bilder und Zeugs hinter Glas aus den beiden Weltkriegen austellt, aber immerhin die Botschaft rüberbringt, dass Krieg nicht toll ist. Die zugige Aussichtsplatform des von Daniel Liebeskind entworfenen Gebäudes gibt einen Blick auf Industriegebiete und eben jenes Ex-Hafenviertel mit Baustellen. Das Manchester United-Stadion sieht man noch, aber auch das macht die Aussicht nicht unbedingt atemberaubend. Immerhin kostet das alles nichts, denn die meisten Museen, auch die obigen Bibliotheken, verlangen hier keinen Eintritt, sondern haben Spendenboxen aufgestellt, die einen bestimmten Betrag als Spende vorschlagen. Sonst gibt es an den Salford Quays noch ein Einkaufszentrum, das Lowry, mit einer Galerie und einem Theater und viel Platz, um an Hafenbecken entlang zu flanieren, was je nach aktuellem Status des englischen Wetter ganz angenehm sein kann. Meine Kamera hatte ich dabei, deswegen habe ich auch Bilder davon.


Sonntag Mittag noch ein kurzer Besuch in den Victoria Baths (geöffnet 1906-1993), die gerade renoviert werden und einmal monatlich Tag der offenen Tür mit Führungen haben. Sieht schon ganz hübsch aus, alles verschnörkelt und stilvoll. Bemerkenswert zunächst, dass es drei Schwimmbecken gibt: Erste Klasse für Männer, zweite Klasse für Männer und eines für Frauen. Das Wasser kam frisch in das erste dieser Becken, wenn man den Boden nicht mehr sehen konnte, wurde es gefiltert und in das nächste Becken gepumpt. Weiterhin interessant natürlich die Maße: jedes Becken ist 25 Yards lang, die Breite ist je unterschiedlich, wird aber genauso wie die Tiefe in Fuß gemessen. Auch hier habe ich an die Kamera gedacht und kann Bilder zeigen.

Sonntag, 30. März 2008

Peak District II

Weil's so schön war dieses Wochenende also nochmal Peak District. Dieses Mal mit den PhD-Mentoren (ja, sowas gibt es hier), also PhDs im dritten Jahr, die sowas traditionellerweise immer um Ostern herum organisieren.

Also gleicher Zug wie am letzten Wochenende, nur ein Stunde früher und mit Aussteigen zwei Stationen früher. Das Ziel war Kinder Scout, der höchste Berg, wie bereits erwähnt ganze 636m, aber immerhin hat er keinen irreführenden Namen. Allerdings kann er das mit Wind und Regen und ungemütlich mindestens so gut wie ein Erwachsener, was den Genuss der Wanderung etwas trübte. Glücklicherweise wurde es erst nach dem Mittags-Picknick kurz vor dem Gipfel richtig ungemütlich, so dass wir bis dahin zwar keine ungetrübten, aber trotzdem durchaus hübsche, Aussichten hatten.

Ein Randnotiz kommt natürlich auch noch, diesmal betreffend der Pubs in Edale. Das erste davon hat tatsächlich zwei Eingänge, zur “Hikers Bar” und zur “Locals Bar”. Einige Fragen drängen sich auf: was unterscheidet die beiden Bars? Was passiert, wenn man die falsche betritt? Sind Dritte, z. B. Radfahrer, nicht willkommen?

Eine mögliche Erklärung für die Trennung ergab sich dann auf dem Rückweg, denn eine Gruppe Wanderer, die in typisch englischem Wetter über entsprechend schlammige Wiesen gelaufen ist, möchte man nicht überall haben. Das Pub, das wir aufsuchten, wollte keine schmutzigen Schuhe in den Teppich-Bereichen haben. Fair Enough sagt man da, wobei es wohl auch Pubs mit Schildern “Muddy Shoes Welcome” geben soll.

Für alle, die bis hier durchgehalten haben, gibt es nun wie immer die Bilder.

Montag, 24. März 2008

Peak District

Stadt hatte ich genug in letzter Zeit, also heute mal raus ins Grüne: eine Stunde Zugfahrt nach Hathersage im Peak District. Darunter stellt man sich als Mitteleuropäer ein paar mächtige Berge vor, aber enttäuschenderweise ist der höchste “Berg” dort gerade mal 636m hoch (ja, europäische Meter, keine andere absurde Maßeinheit) und wir haben es auf etwas über 400m geschafft. Trotzdem ganz nett und mindestens so windig wie auf “echten” Bergen.

Interessante Begebenheit am Rande: es scheint etwas typisch deutsches zu sein, dass man gekochte Eier zum Picknick mitnimmt. Ich habe das eher zufällig gemacht, aber alle der drei anderen anwesenden Deutschen hatten dieselbe Idee. Dabei waren drei der vier Eier nicht einmal gefärbt, es ist also auch unabhängig von Ostern und wir alle hatten überlegt, wie man am besten Salz mitnimmt. Wir haben uns dann Salz aus einer kleinen Dose, in der man früher (analoge!) Filme aufbewahrt hat, geteilt.

Auch hier wieder am Ende: die Bilder.

Freitag, 21. März 2008

London für Anfänger

Heute mal ein Ortswechsel, ich hätte ein paar Notizen aus London zu bieten, wo ich Mittwoch und Donnerstag verbracht habe. Hin- und Rückfahrt je mit dem Bus (die billigste kurzfristige Möglichkeit) hätten je vier Stunden dauern sollen – tatsächlich war letztere etwas länger, aber insgesamt eher unspektakulär. Auch dort habe ich wieder gemerkt, dass England grundsätzlich ein paar Zentimeter (oder Inch oder welche Einheit dafür angemessen ist) zu kurz für mich ist.Auch das Hostel bot nichts unerwartetes außer einer geänderten Adresse und einem unveränderten Lageplan. Das sagte uns aber erst Mr. Reception (stand zumindest so auf seinem Klingelschild), der auch sonst alle Anzeichen, z. B. Aufkleber, des früheren Hostels wohl als Andenken belassen hatte.

Da ich erst einmal und das in grauer Vorzeit, also vor etwa eineinhalb Jahrzehnten, in London war, habe ich mich auch wegen der Kürze der Zeit auf die Anfänger-Tour beschränkt und hauptsächlich Fotos an wichtigen Orten gemacht. Camden Markets, Piccadilly Circus, Houses of Parliament, Buckingham Palace, St James's Park, Covent Garden, Tower Bridge und Harrod's wären hier die Stichworte.
Ein paar Kommentare zu Leuten kann ich mir natürlich nicht verkneifen, was hauptsächlich andere Touristen trifft, denn normale Leute laufen in London anscheinend eher wenige herum. Interessanterweise stellen die Franzosen wohl die größte Gruppe, gefolgt von Deutschen und Italienern. Nur am Tower hat man den Eindruck, dass die Deutschen dominieren – keine Ahnung, was man daraus für Schlüsse ziehen kann.
Die starke Präsenz von Touristen aus Europa führt dazu, dass das Laufen in Menschenmengen wieder wie inzwischen ungewohnt für mich funktioniert: man weicht nach rechts aus. Da trainiert man sich diesen Instinkt mühsam ab und stößt trotzdem ständig wieder mit Leuten zusammen. Ich glaube ja, dass die Londoner selbst sich so auch auf die rechte Seite haben drängen lassen.

Zuletzt doch noch ein Kommentar zu London im Vergleich zu Manchester. Letzteres kommt einem bei der Rückkehr klein, häßlich und provinziell vor. Und das nicht nur von der Architektur, sondern auch von der Kleidung der Leute gesehen. Die Mädels dort kleiden sich etwas gediegener und haben einen Geschmack, der auch etwas anderes als Minirock zulässt – auch wenn die mittlere Höhe des Rocksaumes im Vergleich immer noch weit höher liegt als in Deutschland.

Genug der Rede, lasst die Bilder sprechen.

Sonntag, 9. März 2008

Denkmäler und Architektur

Heute also auf vielfachen Wunsch ein paar Bilder aus Manchester. Darin: das Alan-Turing-Denkmal, der Briefkasten, der den IRA-Anschlag überlebt hat und ein paar Gebäude in Manchester.

Denkmäler und Architektur

Montag, 3. März 2008

Einheitlich

Die Engländer sind sehr eigen, das weiß man ja. Deutlich sieht man das an den Maßeinheiten, die sind nämlich völlig absurd. Ich habe das mal recherchiert, weil für mich als metrisch erzogenen Kontinentaleuropäer doch einiges mindestens seltsam klingt und die Engländer selbst auch nicht wirklich wissen, was ihre Maßeinheiten sind.

Fangen wir mit den Grundnahrungsmitteln an: die werden in Pint gemessen. Im Pub bestellt man ein Bier in dieser Menge, meine Milch kaufe ich in Plastikflaschen zu 2 Pint. Milch gibt es auch in anderen Vielfachheiten, Bier auch als halbes Pint. Ein Pint sind 568ml, ich habe letztens eine Flasche Ketchup zu 570ml gekauft, scheint also auch irgendwie zu den Grundnahrungsmitteln zu zählen.

Die nächstgrößere Einheit, also z. B. der Gewinn bei einem Pub-Quiz, ist die Gallone. Damit das einfach zu Rechnen ist, entspricht eine Gallone acht Pints. Das sind dann 4,55l. Wer sich mit amerikanischen Maßen auskennt, wird einen Unterschied bemerken, eine amerikanische Gallone sind nämlich nur 3,8l. Das kann jetzt bedeuten, dass die Amerkaner weniger Alkohol vertragen oder eben etwas geiziger sind was die Gewinne angeht.

Beim Kochen oder auf Messbechern findet man nochmal andere Einheiten. Es gibt die Maßeinheit der Tasse, die einem halben Pint entspricht. Dann gibt es noch Unzen, die flüssig 1/20 Pint, oder als Gewicht 1/16 Pfund entsprechen.

Ein Pfund sind aktuell sowohl 1,30 €, als auch 453g. Für das Körpergewicht gibt es hier nochmal eine eigene Einheit, das Stone. Kommt wahrscheinlich aus dem Märchen vom Rotkäppchen, wo der Jäger die Großmutter und Rotkäppchen im Wolf durch ihr Äquivalent in Steinen ersetzt. Wenn man eine genaue Überlieferung des Märchens hätte, wüsste man also, was die beiden wogen. Ein Stone entspricht übrigens konsequenterweise 14 Pfund (18,31 € oder auch 6,53kg).

Zum Schluss noch die Längeneinheiten: die Meile ist in den USA und hier gleich lang, also 1,6km oder auch 1760 Yards. In letzteres passen 3 Fuß, die dann wiederum je 12 Inch sind. Alle diese Einheiten findet man im Straßenverkehr: Entfernungen und Geschwindigkeiten verwenden die Meile, was kürzer als eine Meile ist, wird in Yards angegeben und die Höhe z. B. von Brücken steht in Fuß und Inch, manchmal zusätzlich noch in Meter dran.

Also fassen wir zusammen: es gibt für alles mindestens drei Einheiten, die Umrechnung zwischen je zwei Einheiten ist immer anders. Ich wiederhole mal die Faktoren aus obigem Text: 2, 3, 8, 12, 14, 16, 20, 1760. Wenn man in metrische Einheiten umrechnet, kommt immer etwas völlig krummes raus und die Amerikaner haben teilweise nochmal eigene Einheiten.

Ein positiver Gedanke zum Schluss: wenn man mit diesen Wahnsinn leben muss, bekommt man entweder ein sehr gutes Augenmaß oder ein gutes Gedächtnis und kann extrem gut Kopfrechnen.

Samstag, 1. März 2008

Diplom-Informatiker

Ein tolles Gefühl! Heute hat zum ersten Mal jemand meinen akademischen Grad als Anrede verwendet. Es war zwar die Uni Karlsruhe, aber die müssen es schließlich wissen und ich glaube, ich wäre leicht enttäuscht gewesen, wenn die das weggelassen hätten.

Achja, drin war das AlumniKaTH, das Absolventen-Magazin. Nicht in Hochglanz, sondern matt und mit eher begrenztem Informations- und Unterhaltungeswert. Aber falls jemand für das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zur Hannover Messe will, ich hätte ein Freiticket von denen zu verschenken.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Überlebt!

Jetzt muss ich doch nochmal ein kurzes Lebenszeichen geben. Ich weiß nicht, wie weit das durchgedrungen ist (Spiegel Online, BBC), aber gestern abend gab's hier ein Erdbeben, sogar mit Stärke 5,3 und ich habe es ohne körperliche oder geistige Schäden überlebt.

Ein ganz interessantes Erlebnis: als sich das Wasser in der Flasche neben meinem Bett bewegte, dachte ich noch an nichts besonderes. Das macht es nämlich immer, wenn jemand irgendwo im Haus eine Tür zufallen lässt. Als dann aber mein Bett kurz schwankte, kamen mir doch leichte Zweifel

Heute morgen habe ich dann erfahren, dass das tatsächlich ein Erdbeben war. Scheint aber nichts größeres passiert zu sein, außer ein paar umgefallenen Schornsteinen. Die Stadt sah ganz genau so aus wie gestern.

Das gibt mir endlich auch die Gelegenheit, ein Vorher-Nachher-Bild der Alan Road loszuwerden (nur ein Bild, weil es nach dem Erdbeben noch genauso aussieht wie vorher). Und wer mich bzw. meine Australien-Bilder kennt, weiß, dass der Sonnenuntergang nicht fehlen darf.

Alan Road vorher und nachher

Dienstag, 26. Februar 2008

Höflichkeit I: Busfahren

Man sagt ja, dass Engländer immer höflich sind. Das kann ich an diversen Beobachtungen bestätigen, also nun der erste Teil einer sicherlich langen Serie. “Höflichkeit I: Busfahren”.

Das fängt schon bei der Beschilderung an. Da steht nämlich nicht unpersönlich “Dienstfahrt” oder befehlend wie bei der Deutschen Bahn “Nicht einsteigen” dran - nein, es heißt “Sorry – Not In Service”. Man beachte die Reihenfolge: zuerst die Entschuldigung, dann ein freundliches “Nicht in Dienst”. Und wenn auf der kleinen Anzeige an der Seite kein Platz für zwei Zeilen Text ist, dann wird eben abgewechselnd “Sorry” und “Not in Service” angezeigt. So viel Höflichkeit muss hier sein, auch wenn der Bus dann jeweils für ein paar Sekunden nach “000 Sorry” zu fahren scheint.

Busfahrer sind hier auch nicht überwiegend sondern fast ausnahmslos freundlich, während ich den Eindruck habe, in Deutschland ist es genau umgekehrt. Es gibt hier verschiedene Busgesellschaften, die ihre Tickets nicht gegenseitig anerkennen; sehr “inconvenient”, ist aber so – dazu muss ich demnächst auch noch etwas schreiben. Ich bin also natürlich mit einem Ticket in den falschen Bus eingestiegen. Der Busfahrer hat mich dann (der Satz begann natürlich mit “Sorry”) darauf hingewiesen, dass das nicht ginge. Ich krame also innerlich grummelnd (Ich kann meine Herkunft eben noch nicht ganz verleugnen) exakt die geforderte Summe aus meinem Geldbeutel, aber statt die Münzen (70p, also 90ct.) ebenso grummelnd zu nehmen (und dabei “Blöder Ausländer/Tourist/...” zu denken), schaut er in den Rückspiegel und meint, ich solle doch den Bus nehmen, der gerade hinter uns ankommt, da gelte mein Ticket. Also sammle ich völlig perplex mein gespartes Geld wieder ein und steige um.

Aber die Höflichkeit gibt es auch auf der anderen Seite. Busse haben hier nur eine Tür, so dass man zwangsläufig beim Aussteigen beim Fahrer vorbeikommt. Die Engländer stehen nunmal gerne Schlange, da braucht man keinen Platz für eine zweite Tür verschwenden. Und was macht der Engländer, wenn er endlich vorne angekommen ist und aussteigen darf? Er bedankt sich freundlich beim Fahrer – und zwar macht das ausnahmslos jeder! Also einschließlich der verzogenen Jugend und betrunkener Studenten. Dafür wird auch mal der Redefluss beim Gespräch oder beim Telefonieren unterbrochen, man hat ja Benehmen gelernt. Also habe ich mir auch angewöhnt, beim Aussteigen kurz nach rechts (ja, Linksverkehr!) zu schauen und je nach meinen Vorrednern – man will ja ein bisschen Variation – ein kurzes “Thanks”, “Thank you”, “Ta” oder “Cheers” zu sagen. Meistens bekommt man dann ein “See you”, “Bye” oder “Alright” zurück und steht fröhlich und zufrieden über diese kurze Konversation mit einem als Menschen empfundenen Busfahrer draußen.

Diese gute Laune wird einem dann des Öfteren von leichten Niederschlägen wieder auf ein durchschnittliches Maß zurückgesetzt, aber insgesamt betrachtet macht Busfahren hier bedeutend mehr Spaß.

Montag, 18. Februar 2008

Piled Higher and Deeper

Ich weiß, das ist keine echte Entschuldigung, dass ich noch nichts geschrieben habe, aber ich war sowohl beschäftigt als auch faul. Also fange ich mal an, und erzähle Euch etwas über Promotion in England soweit ich bis jetzt herausgefunden habe. Das geht hier nämlich völlig anders als in Deutschland.

Es fängt damit an, dass man Student ist. Als solcher muss man entweder heftige Studiengebühren (Home-Fee für UK/EU aktuell £3.320 = 4.468 €, das vierfache für den Rest der Welt) zahlen, oder ein Stipendium dafür haben. Ich habe noch ein weiteres für mich, mein Essen und meine Miete. Verpflichtungen in der Lehre habe ich dafür keine, auch wenn es gerne gesehen ist, dass man "demonstrator duties" übernimmt, für die man dann aber nochmal extra Geld bekommt.

Das ganze PhD-Programm ist ziemlich straff organisiert, zumindest von den Rahmenbedingungen. Ich habe exakt drei Jahre Zeit, also bis zum 31.12.2011, währenddessen muss ich im ersten Jahr einen Zwischenbericht abliefern – wenn der nichts gescheites ist, bekomme ich stattdessen einen MPhil und darf gehen.

Auf der anderen Seite gibt es aber eine ganze Menge guter Betreuung. Ich habe einen Supervisor und eine Co-Supervisorin, mit denen ich über das Fachliche rede, einen Advisor, mit dem ich allgemeiner reden kann und dann gibt es noch studentische Mentoren. Ich musste einen zweitägigen Workshop "Introduction to Research (Speed PhD)" machen, in dem man gesagt bekommt, was es sonst noch für Formalitäten gibt und worauf man achten muss.

Da ich in einen Postgraduate-Research-Programm bin, habe ich keine Vorlesungen außer einem zweistündigen Seminar "Academic Writing". Teilweise sehr unterhaltsam und nützlich, da bekommt man explizit und in Anekdoten erzählt, z. B. wie das mit Paper-Schreiben läuft. Wer ist der Erstautor, wer steht überhaupt als Autor drauf, wie finde ich eine passende Konferenz oder ein Journal, wie schreibe ich ein Review. Also kein Sprung ins kalte Wasser, wenn man sowas tatsächlich mal machen muss.

Das Ende ist auch interessant. Man schreibt seine Dissertation und die wird von zwei Leuten bewertet, die nicht die die Promotion betreuenden sind. Eine Person ist an der Fakultät, die andere kommt von Extern. Die lesen auch nur die Diss und am Ende muss man sie in einer "Viva" genannten Prüfung unter sechs Augen verteidigen.

Es scheint hier außer gemeinsamem Sekttrinken nach der Viva aber keine Rituale wie Hut oder Doktorwagen zu geben. Zumindest bezüglich dieser Traditionen und dem Feiern ist Deutschland besser organisiert. Ob das insgesamt hier alles so unglaublich viel besser oder schlechter ist, muss ich noch herausfinden. Man hat auf jeden Fall genügend Freiheiten, denn abgesehen von oben erwähnten Verpflichtungen ist es ziemlich egal was und wie ich es mache.

Also bis jetzt wenig PhD-Comics-artig, frustfrei und interessant. Mir gefällt's, aber ich habe ja hier einen Platz, wo ich den Frust abladen kann, wenn sich welcher ansammeln sollte.

Beim nächsten Mal werde ich dann aber tatsächlich ein paar Dinge über komische Engländer erzählen.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Willkommen auf der Insel

Also wieder eine englischsprachige Insel mit Linksverkehr. Das könnte sowas wie mein Lebensziel werden: besuche alle diese Inseln. [Informatiker-Bonusfrage: Finde den kürzesten Weg, der sie verbindet.] Ein lohnenswertes Ziel, finde ich, da sind nämlich Irland, Neuseeland und die Fidschi-Inseln dabei.

Aber erstmal habe ich ein mittelfristiges Ziel, das sogar schon einen hübschen Titel hat und bei dessen Erreichung ich einen hübschen Titel bekomme. Der erste Titel ist "Integrating Theory Reasoning into Instance-based Theorem Proving", der zweite PhD, falls das einige meiner geneigten Leserinnen und Leser interessiert.

Spannender für meine Leserschaft sind aber sicherlich die grundlegenderen Tatsachen. Ich wohne in einem schnuckeligen Haus mit Garten in Withington mit fünf anderen Studentinnen und Studenten, habe einen Schreibtisch in einem Büro im häßlichsten Gebäude auf dem Campus und dort kümmert man sich tatsächlich rührig um seine Doktoranden.

Natürlich gibt es auch hier einige Absurditäten zu erzählen, weswegen es sich selbstverständlich lohnt, hier öfter mal vorbeizuschauen. Wenn ich mal meine Kamera dabei habe und es nicht regnet, dann gibt es auch ein paar Bilder. Ich will es jetzt nicht beschreien, aber es hat die letzten Tage tatsächlich nicht oder nur sehr selten geregnet und ich habe ein paar Fleckchen blauen Himmels gesehen. Es bleibt also ein bisschen Hoffnung, aber ich kann mir erklären, warum ich bis jetzt nur häßliche und offensichtlich uralte Postkarten gesehen habe: man braucht wohl Jahrzehnte bis man ein paar Fotos von Sehenswürdigkeiten vor blauem Himmel gemacht hat.

Abschließend natürlich die übliche Einladung: wer in der Nähe ist (und dazu zählt in England so gut wie alles, ich bin schließlich nicht mehr in Australien), ist jederzeit willkommen und zumindest eine Luftmatratze findet in meinem Zimmer Platz.