Dienstag, 26. Februar 2008

Höflichkeit I: Busfahren

Man sagt ja, dass Engländer immer höflich sind. Das kann ich an diversen Beobachtungen bestätigen, also nun der erste Teil einer sicherlich langen Serie. “Höflichkeit I: Busfahren”.

Das fängt schon bei der Beschilderung an. Da steht nämlich nicht unpersönlich “Dienstfahrt” oder befehlend wie bei der Deutschen Bahn “Nicht einsteigen” dran - nein, es heißt “Sorry – Not In Service”. Man beachte die Reihenfolge: zuerst die Entschuldigung, dann ein freundliches “Nicht in Dienst”. Und wenn auf der kleinen Anzeige an der Seite kein Platz für zwei Zeilen Text ist, dann wird eben abgewechselnd “Sorry” und “Not in Service” angezeigt. So viel Höflichkeit muss hier sein, auch wenn der Bus dann jeweils für ein paar Sekunden nach “000 Sorry” zu fahren scheint.

Busfahrer sind hier auch nicht überwiegend sondern fast ausnahmslos freundlich, während ich den Eindruck habe, in Deutschland ist es genau umgekehrt. Es gibt hier verschiedene Busgesellschaften, die ihre Tickets nicht gegenseitig anerkennen; sehr “inconvenient”, ist aber so – dazu muss ich demnächst auch noch etwas schreiben. Ich bin also natürlich mit einem Ticket in den falschen Bus eingestiegen. Der Busfahrer hat mich dann (der Satz begann natürlich mit “Sorry”) darauf hingewiesen, dass das nicht ginge. Ich krame also innerlich grummelnd (Ich kann meine Herkunft eben noch nicht ganz verleugnen) exakt die geforderte Summe aus meinem Geldbeutel, aber statt die Münzen (70p, also 90ct.) ebenso grummelnd zu nehmen (und dabei “Blöder Ausländer/Tourist/...” zu denken), schaut er in den Rückspiegel und meint, ich solle doch den Bus nehmen, der gerade hinter uns ankommt, da gelte mein Ticket. Also sammle ich völlig perplex mein gespartes Geld wieder ein und steige um.

Aber die Höflichkeit gibt es auch auf der anderen Seite. Busse haben hier nur eine Tür, so dass man zwangsläufig beim Aussteigen beim Fahrer vorbeikommt. Die Engländer stehen nunmal gerne Schlange, da braucht man keinen Platz für eine zweite Tür verschwenden. Und was macht der Engländer, wenn er endlich vorne angekommen ist und aussteigen darf? Er bedankt sich freundlich beim Fahrer – und zwar macht das ausnahmslos jeder! Also einschließlich der verzogenen Jugend und betrunkener Studenten. Dafür wird auch mal der Redefluss beim Gespräch oder beim Telefonieren unterbrochen, man hat ja Benehmen gelernt. Also habe ich mir auch angewöhnt, beim Aussteigen kurz nach rechts (ja, Linksverkehr!) zu schauen und je nach meinen Vorrednern – man will ja ein bisschen Variation – ein kurzes “Thanks”, “Thank you”, “Ta” oder “Cheers” zu sagen. Meistens bekommt man dann ein “See you”, “Bye” oder “Alright” zurück und steht fröhlich und zufrieden über diese kurze Konversation mit einem als Menschen empfundenen Busfahrer draußen.

Diese gute Laune wird einem dann des Öfteren von leichten Niederschlägen wieder auf ein durchschnittliches Maß zurückgesetzt, aber insgesamt betrachtet macht Busfahren hier bedeutend mehr Spaß.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Christoph, wollte dir nur mal einen kurzen Gruß hinterlassen. Freut mich, dass es bei dir in England so weit gut läuft und du noch alle Gefahren heil überstanden hast.

Das mit dem Busfahren ist mir in Seattle auch aufgefallen. Dadurch entsteht wirklich ein sehr viel angenehmeres Klima und ich glaube den Fahrgästen macht die Reise und den Fahrern ihr Job einfach mehr Spaß. Manchmal sind die dann aber auch ein bissle überdreht. Ein Fahrer hat mal an der Uni-Haltestelle durch sein Mikro durchgesagt "Next Stop: University of Washington. Everyone who gets off here, have a nice day. I love you all!" :)