Donnerstag, 5. März 2009

счёт пожалуйста: Minsk und Geld

Etwas, das einem sofort auffällt, ist das komische Geld. Die haben ihre eigene Währung, wie in Rußland Rubel genannt, aber weniger Wert als die italienische Lire in ihren letzen Tagen.


Deshalb hat es mich etwas schockiert, als ich ungefähr hunderttausend für einen eher unterdurchschnittlichen Supermarkteinkauf zahlen sollte. Ansonsten ist es aber ein großartiges Gefühl, im Geldbeutel fast Millionär zu sein. Nicht weniger faszinierend sind die Frauen an der Supermarktkasse, die Geld so bewundernswert schnell zählen können wie sonst nur Bankangestellte. Staunend nahm ich also meine Einkäufe, für die ich ein Vermögen in einer anderen Währung gezahlt hatte, bekam Wechselgeld in Form eines großen Bündels Banknoten mit großen Zahlen darauf und schlenderte wie ein kleiner Tycoon durch die Schiebetüren.

Offensichtlich ist es etwas unpraktisch, so viele Nullen auf Münzen zu pressen. Die einfach Lösung ist es, keine Münzen zu haben. Der große Vorteil des Gewichts des Geldbeutels und das Nichtvorhandensein von Metall wird allerdings vom Nachteil aufgewogen, aus einer Handvoll Banknoten diejenigen mit dem passenden Wert herauszusuchen. Die Farben und mein schlechtes Gedächtnis, den Farben die richtige Anzahl Nullen zuzuordnen, machen diese Aufgabe etwas schwierig. Als weitere Herausforderung ist die Zahl natürlich immer dort, wo man als letztes hinschaut und der erste Blick trifft eine wenig hilfreiche Kette von kyrillischen Buchstaben.

Keine Münzen zu haben, hat den weiteren Nachteil, dass der Rubel schlecht rollt und deswegen ist die wirtschaftliche Situation in Weißrussland nicht sehr gut – trotz allem Leugnen der Finanzkrise durch Präsident Lukashenko in seiner Neujahrsansprache. Ein paar Worte zu Preisen, die einige meiner Leserinnen und Leser interessieren dürfte: Nahrungsmittel sind etwa auf westeuropäischem Niveau, genauso wie Restaurant-Preise und Ausgehen im allgemeinen. Allerdings ist öffentlicher Verkehr ziemlich billig und mein Zugticket für die vier Stunden nach Vilnius hat – schluck – 19 000 Rubel gekostet, was nur 5,30€ sind. Eine einfache Fahrt in der U-Bahn in Minsk kostet 600 Rubel, also 20ct.

Wegen der Finanzkrise – äh, nein, der freien Entscheidung der Regierung von Weißrussland, die immer nur das Beste für ihr Volk tut – wurde der Rubel am Neujahrstag um ein Fünftel abgewertet und es sind diese instabilen Kurse, die die Wechselstuben überall sprießen lassen, da selbst die Einheimischen ihr Erspartes lieber in harten Währungen wie US Dollar und Euro haben. Man kann sogar ziemlich häufig Geldautomaten finden, die Rubel und Euro oder Dollar ausgeben, obwohl eigentlich nur der Rubel als Währung akzeptiert werden darf.

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