Sonntag, 8. März 2009

Берлин-Минск-Вильнюс-Лондон: Unterwegs

Einige hier interessieren vielleicht Geschichten der Reise nach, innerhalb Weißrusslands und zurück. Die Reiseroute war Berlin-Minsk mit dem Nachtzug, Minsk-Vilinus mit einem Zug morgens, Vilnius-London mit einem Flugzeug und London-Manchester mit weiteren Zügen. Klingt umständlich, war aber bei weitem die günstigste Möglichkeit und, ja, Minsk-Manchester geht in knapp 17 Stunden an einem Tag. Das einzig spannende am Flug war, dass die Fluglinie fünf Tage später bankrott ging und ich die große Ehre hatte, Passagier auf einem der letzten Flüge zu sein.

Mein erster Kontakt mit der Weißrussischen Bahn war am Hauptbahnhof in Berlin, noch bevor wir eingestiegen waren. Meine Nase nahm einen leichten Ölgeruch unseres oder sogar aller Wagen wahr. Von innen war der Wagen jedoch ganz komfortabel und gemütlich. Gardinen an jedem Fenster, gemusterter Teppich und samtene Sitzbezüge der Sitze/Betten. Sogar eine kleine Tischdecke lag auf dem Tisch.



Allerdings, und das sei eine Warnung an alle, die diese Reise machen wollen, der große Nachteil war der fehlende Speisewagen auf dieser 18-Stunden-Fahrt (andere sind noch bis Kiew in dem Zug geblieben). Die Schaffnerin unseres Wagens hatte nur heißes Wasser und hätte uns eine Art Fünf-Minuten-Terrine, Rollton (Роллтон) auf Russisch, verkaufen können. Ich weiß – wenn es im Zug Internet gegeben hätte, wäre der typischen Informatiker wahrscheinlich nie ausgestiegen: die Welt zieht ohne Interaktion vorbei, eine lange Nacht und es gibt nur mit heißem Wasser aufgebrühtes Essen – der ideale Lebensraum. Ich habe mich dann doch lieber an eine Mischung aus gesunder (Äpfel, Mandarinen) und ungesunder (Schokolade) Nahrung gehalten, die ich einem Instinkt folgend noch kurz vorher eingekauft hatte.

Die einzigen interessanten Ereignisse passierten mitten in der Nacht: die Einreise nach Weißrussland bedeutete, von grimmig schauenden Leuten in verschiedenfarbigen Uniformen und unterschiedlich geformten Hüten aufgeweckt zu werden. Diese haben dann die Pässe kontrolliert und gefragt, ob wir Alkohol, Zigaretten oder Haushaltsgeräte mitbringen würden. Taten wir nicht, zumindest nicht nach weißrussischen Zoll-Regeln: alles unter 7% Alkohol ist kein alkoholisches Getränk.

Das andere Ereignis ist für Eisenbahnfans interessant und für andere Passagiere etwas ärgerlich. Wie in allen Teilen der Ex-Sowjetunion, haben die Schienen eine größere Spurweite als im Rest von Europa. Die Lösung dieser Herausforderung besteht darin, jeden Wagen anzuheben, die Räder zu wechseln und wieder abzustellen. Das ist weniger aufregend als es klingt, auch wenn man im Wagen bleiben darf. Der Zug fährt in eine Halle, die Wagen werden abgekoppelt, auf eine Hebebühne geschoben, langsam hochgehoben und wieder heruntergesetzt. Wäre da nicht der Lärm vom Hämmern und Schlagen und die Rangierbewegungen, könnte die Aktion fast unbemerkt bleiben.



Allgemein ist Zugfahren in Weißrussland nicht sehr anders als ich es kenne. Jeder Wagen hat seine eigene Schaffnerin, deren Aufgabe es ist, den Topf kochendes Wasser zu bewachen, wo man sich Tee machen kann – oder Fünf-Minuten-Terrine, wem das lieber ist. Außerdem prüft sie schon beim Einsteigen die Fahrkarten, sammelt sie im Zug ein, behält sie und gibt sie erst vor dem Aussteigen zurück.

Der Aufbau eines Fernzuges ist auch etwas anders. Es gibt keine komfortablen Sitze mit verstellbarer Rückenlehne, sondern nur zwei gegenüberliegende Bänke für je drei Personen. Über jeder Bank gibt es ein Bett, das man herunterklappen kann, so dass in diesem offenen Abteil vier Leute schlafen können. Gegenüber vom Gang sind noch zwei Sitze an einem Tisch und mit einem komplizierten Mechanismus kann man daraus ein Stockbett machen.

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